quinta-feira, 17 de julho de 2008

Zuckerrohr und Ethanol in Brasilien



Die brasilianische Industrie befindet sich in einem immensen Wachstum, was die Zuckerrohrproduktion angeht und dadurch die Gewinnung von Ethanol. Gefährdet wird die Produktion hauptsächlich vom Wachstum der Biotechnologie in der brasilianischen Automobilindustrie, von der Erhöhung der Erdölpreise weltweit und von den Kompromissen zur Reduktion des CO2 Ausstoßes.
Die Einführung des Zuckerrohrs in Brasilien begann im 16. Jahrhundert, zu Beginn der portugiesischen Kolonialzeit. Mitte des 17. Jahrhunderts war Brasilien bereits der weltweit größte Produzent von aus Zuckerrohr gewonnenem Zucker, und hat den europäischen Ländern ca. 150 Jahren lang Zucker geliefert. Durch den Anbau von Zuckerrohr wurden große Waldflächen zerstör
t, hauptsächlich die „Mata Atlântica“ (der Atlantischen Regenwald) im Südosten Brasiliens, von dem heute nur noch ca. 7% existieren.
Mit der Erdöl-Krise begann in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ein neuer Zuckerrohrboom. Die brasilianische Regierung stellte das Programm „Pró-Álcool“ vor und unterstützte die genetische Verbesserung der Zuckerrohrpflanzen, die Modernisierung von „Usinas de acúcar“ (Zuckerrohrindustrien) und von Fabrikationsprozessen, und investierte darüber hinaus stark in die Entwicklung der Automobilindustrie. Etwa zehn Jahre später, zwischen 1986 und 1989, nutzten über 90% der in Brasilien fabrizierten Autos „Álcool“ (Ethanol).
Brasilien baut Zuckerrohr auf 6,5 Millionen Hektar Land an und ist damit der größte Zuckerrohrproduzent der Welt, vor Indien, Thailand und Australien. Der größte Teil wird im Südosten und Nordosten angepflanzt. Im Südosten werden 80% des Ethanols für den Export produziert und im Staat Sao Paulo wird noch das meisten Zuckerrohr Kultiviert.
Das brasilianische Klima ermöglicht eine ganzjährige Ethanolgewinnung. In Nordosten wird der Zuckerrohr zwischen den Monaten Oktober und März geerntet und im Süden, Südosten und Westen in den Monaten zwischen April und August. Laut Goncalves (2005) befinden sich der Anbau und die Bearbeitung des Zuckerrohrs im Privatbesitz und dieser Sektor hat die niedrigsten Produktionskosten des ganzen internationalen Marktes.
Das Zuckerrohrgeschäft schafft circa 1.000.000 Arbeitsplätze. Davon arbeiten ungefähr 500.000 Leute im landwirtschaftlichen Dienst, hauptsächlich auf den Zuckerrohrplantagen, da etwa 80% der brasilianischen Ernte noch mit Hilfe von Handarbeit erfolgt. Darüber hinaus werden Handarbeitskräfte bei der Pflanzung, der Bekämpfung von Ameisen und der Wartung von Straßen und Maschinen eingesetzt. Im Jahr 1993 waren 25% der Zuckerrohr-Schneider zwischen sieben und siebzehn Jahren alt, die Hälfte von ihnen erhält keinen Lohn. Oft werden diese Kinder und Jugendlichen von ihren Eltern auf die Plantagen mitgenommen, um bei der Ernte die angegebene Produktionsmenge zu erzielen. Diese manuelle Ernte ist eine sehr anstrengende Arbeit mit einem monotonen Bewegungsablauf. Ein Arbeiter macht im Durchschnitt 6.000 – 10.000 Schnittbewegungen pro Tag und läuft ungefähr 4km. Die Lebenserwartung dieser Menschen sinkt um mindesten zehn Jahre. Ca. 70% der Zuckerrohr-Schneider des Staa
tes Sao Paulo haben die Grundschule nicht abgeschlossen und an die 40% von ihnen gingen weniger als ein Jahr zur Schule.
Langsam beginnt die Situation sich zu ändern. Vorwiegend bei den Unternehmen, die in den internationalen Mark eintreten möchten. Die Arbeitsbedingungen bessern sich und es werden spezielle Projekte im Bereich der Erziehung, der Ernährung und dem Gesundheitswesen eingeführt. Somit sollen auch andere Problemen verhindert werden, wie Streiks oder Krankheiten, die zur Verringerung der Produktion führen und darüber hinaus Einfluss auf das Image der Unternehmen im Ausland haben könnten.
Der Anbau von Zuckerrohr in Brasilien während des „Pró-Álcool“ Programms hat landwirtschaftliche Flächen beansprucht, auf denen Viehwirtschaft und andere Agrarkulturen existierten. Somit mussten für diese Kulturen neue Flächen geschaffen werden, d. h. vielen Wäldern wurden vernichtet und die biologische Vielfalt zerstört. In den Letzten Jahren entwickelte sich diese Kultur sehr schnell in vielen Staaten und Regionen. Im Hinblick auf die Umwelt ist das beunruhigend, weil diese und andere Monokulturen immer mehr Naturflächen benötigen, wie die „Pantanal“ Region im Staat Mato Grosso do Sul und im Staat Maranhao das Amazonasgebiet.
Wegen der aktuellen Wirtschaftssituation interessieren sich immer mehr ausländische Großunternehmen, im Hinblick auf die Energieproduktion, für die brasilianischen Ethanolgewinnungsmöglichkeiten. Zahlreiche Investitionen machen auf diese „Wirtschaftsbewegung“ aufmerksam, die eine Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur begünstigt. Auch die Qualitätssicherung, sowie die Forschung und die Technologie profitieren von diesen Geldern. In den Jahren 2000 bis 2004 sind sieben große Zuckerrohr-Industrien an ausländische Unternehmen verkauft worden.

Die Kultivierung von Zuckerrohr und die Ethanolproduktion im großen Maßstab haben eine starke, negative Auswirkung auf den Wasservorrat und auf den Erosionsprozess. Weiter kann man die Kontaminierung durch Düngemittel und Herbizide nennen. Im Durchschnitt werden 200kg von NPK (Nitrogen, Phosphor und Kalium) pro Hektar Zuckerrohr benötigt.
Der brasilianischen traditionellen landwirtschaftlichen Art nach, werden die Zuckerrohrfelder planmäßig abgebrannt, bevor anschließend das Rohr gehauen wird. Man will so das Gewicht und das Transportvolumen des sperrigen Ernteguts verringern. Diese Methode beseitigt Unkraut, Ungeziefer und Blattmasse. Enorme Mengen an Biomasse riesiger Landstriche wird so einfach vernichtet und der Himmel mit Rauch verdunkelt. Dies hat Konsequenzen für die Umwelt und für die Gesundheit. Im Südosten Brasiliens sind diese Probleme sehr präsent und haben große Auswirkungen auf die Flora, die Fauna und auf die Bevölkerung.
In den Jahren 1970 bis 2006 musste Brasilien, dank der Nutzung von Ethanol, nicht 1,09 Millionen Erdölfässer verbrauchen und somit konnte der Ausstoß von 615 Millionen Tonen CO2 in die Atmosphäre verhindert werden.
Im Jahr 2006 führte in Brasilien der Verkaufserfolg des Autos „Flex“ – ein Auto das sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol fährt – zusammen mit der obligatorischen Zugabe von 20 - 25% Ethanol ins Benzin, dazu, dass etwas mehr als 40% des Kraftstoffverbrauchs kleiner Fahrzeuge sich auf aus Zuckerrohr gewonnenem Ethanol belief. Mit dem Konsum von Ethanol wird zurzeit in Brasilien der Verbrauch von ca. 200.000 Erdölfässern pro Tag eingespart.
Momentan ist die Ethanolproduktion in Brasilien ein „Wirtschaftsboom“. In den nächsten sechs Jahren soll die Zucker- bzw. Ethanol-Industrie stetig ausgeweitet werden. Bis ins Jahr 2014 sollen die 336 bestehenden Fabriken auf 409 steigen. Darüber hinaus gibt es noch ca. 200 weitere mögliche Investitionen für Bau und Ausbau von Zuckerrohr-Industrien, überwiegend von ausländischen Investoren.

Zusammenfassend sprechen die Reduktion des CO2 Ausstoßes – vergleicht man mit Benzin –, die Führungsrolle im Bereich Technologie und Biokraftstoffe und die neuen Arbeitsplätzen für die Ethanolgewinnung. Gegen eine immense Steigerung der Zuckerrohrkultivierung und Ethanolproduktion aber sprechen die Schädigungen und der Verbrauch der Wasserreserven, die Brände auf den Zuckerrohrfeldern, die Zerstörung von Naturgebieten und die Reduktion der Lebensmittelproduktion.
Die Ölpreissteigerung der letzten Monate und Jahre hat weltweit zu einer Euphorie in Bezug auf Biotreibstoffe geführt, die mit den beiden Ölkrisen der 1970er Jahre durchaus vergleichbar ist. Welche zukünftigen Entwicklungen sich ergeben werden, lässt sich jedoch nicht wissenschaftlich ermitteln, und noch weniger bestimmbar sind Ratschläge im Hinblick auf empfehlenswertes Handeln.

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